Back to the Roots – Wieder nur Morgendämmerung oder: Zurück und Vor
Das wichtigste an Rezensionen sind nun einmal die Bücher. Literatur und Infos helfen manchmal auf Erkenntnisse zu treffen, die über andere Kommunikationsformen nicht einfach gefunden werden können. Wie zu sehen, wurden 52 Artikel so gestaltet, dass bei ihnen zwei Spalten zu erkennen sind. Nach meiner Einführung halte ich besonders die jeweils erste Seite für beachtenswert. Dort findet man|frau eingangs in der rechten Spalte die Literaturangaben. Ohne Zweifel ist dann die linke Spalte der ersten Seite der Site mit Link das Interessanteste. In den rechten Spalten sind dann weiter ältere Bücher im Jahre 2003/2004 betrachtet, wie ich im Einführungstext vermerke.
Die Idee, Rezensionen exklusiv für philosophers-today zu verfassen, kam, als ich mich näher mit den Arbeiten von Dr. Joachim Koch beschäftigte. Als Dr. Koch schließlich diese Site ermöglichte, konnten weder er noch ich ahnen, was ich mit seinem Buch >Weder – Noch [megaphilosophie]< lernte, bzw. was sich da über die Besprechungen ergab. Heraus sprang ein Weg in die „moderne Soziologie“. Das ist, milde formuliert, nicht wenig. Der Stellenwert der angegebenen Bücher steigt, wenn bedacht ist, dass fast alle Bücher in englischer Sprache zu lesen sind. Das erhöht die weltweite Kommunikation.
Doch nun ein paar Worte zur Idee. Nach dem Beginn der Soziologie, der Anfang wird von mir als „klassische Soziologie“ bezeichnet, war für die nachfolgende Generation die Frage: entweder Tönnies, Durkheim oder Weber. Doch die dann kommende Phase, von mir „akademische Soziologie“ genannt, entschied sich anders: sowohl Durkheim als auch Weber (Parsons) bzw. sowohl Tönnies als auch Durkheim (Stark). Was blieb da für die Nachfolge übrig? Letztlich: Weder (Parsons) – Noch (Stark).
Ungefähr 1984 zeigte sich, dass weder die abstrakten (Parsons) noch die konkreten (Stark) Anstrengungen zum festen Grund der Soziologie führen konnten, sondern nur die Assoziationen der beiden Strömungen. Die „moderne Soziologie“ erschien als Möglichkeit. Aber war das „Wieder nur Morgendämmerung“ oder doch etwas ganz anderes?
Zunächst erscheint die Auseinandersetzung mit der Literatur als eine Sisyphusarbeit „zurück und vor“, doch schließlich zeigen sich bei diesen Studien klare Strukturen. Diesen Sprung versuche ich auch zu verdeutlichen. Bis zur Rezensions-Nummer (R-Nr.) 24 geht es augenscheinlich zurück und vor, vor und zurück. Ab R-Nr. 25 wird konsequent die Richtung von der Vergangenheit in die Gegenwart eingeschlagen. Dies wird deutlicher, wenn die Besprechung von Koch (>megaphilosophie<) als R-Nr.52 einbezogen wird.
Die Arbeiten an der Rezensionen-Site begannen mit Parsons (>Sozialstruktur und Persönlichkeit<) und mit Koch (>Weder – Noch [megaphilosophie]<). Wie passte es zusammen, dass in der „akademischen Soziologie“ mit Hilfe der Philosophie ein „sowohl – als auch“ postuliert wurde, obwohl schon lange in der Philosophie ohne Hilfe der Soziologie ein „Weder – Noch“ existierte? Eine Lösung war schnell gefunden, denn die Angabe von Parsons (1964) „sowohl Durkheim als auch Freud“ bedeutete im Klartext (Parsons 1978): „weder der reine Durkheim noch der reine Freud“. Zu dieser Zeit lautete die Übertragung: „Oberflächen- und Tiefenstrukturen“ sind zu assoziieren oder zu integrieren. 1984 war es dann Stark, der angab, wie ein solcher Weg zu beschreiten ist: „Noch einmal ist das Konzept der Integration zu überprüfen“.
In der Hoffnung, dass sich einige nicht uninteressante Aspekte für die Philosophie ergeben, und auch nicht viel Falsches über die Soziologie erscheint, entwarf ich ein Programm, mit dem sich relativ einfach die Richtung von der Vergangenheit bis in die Gegenwart verfolgen lassen konnte. Aber wie es sich schon bei Parsons (R-Nr.1) und Koch (R-Nr.52) zeigt, was sich soziologisch schnell sagen lässt, ist eine Sache. Der Blick auf die Nicht-Soziologien von einem Soziologen ist eine andere Sache, da gilt es, manchmal länger zu reden. Die Besprechungen spiegeln dies wider.
Die ersten vier Besprechungen sind geprägt von den unvollendeten Werken der Soziologen Parsons, der Weg zu dessen „Paradigma 4“ findet sich in R-Nr.1; Durkheim, die Verbindung zu dessen >Moral< ergibt sich über Rousseau und dafür ist Platon (R-Nr.2) wichtig; und Stark, das unvollendete Werk (R-Nr.50) verweist auf die Kultur der Mayas, weshalb das >Popol Vuh< (R-Nr.3) nicht zu ignorieren ist. Die Integration dieser „weißen Löcher“ gelang über das Studium von Koch (R-Nr.52). Von da an operierte ich mit der „modernen Soziologie“ oder mit der >Sozialsystemtheorie< (R-Nr.4).
Eine umfangreichere Debatte umgarnte die Unterscheidung zwischen >Sozialsystemtheorie< und Luhmanns >Soziale Systeme<, wie dies auch demonstriert ist (R-Nr.18). Die Konsequenz daraus war, dass ich nach der Identifikation des positiven Symbols der Soziologie (R-Nr.24) chronologisch einen Weg in die „moderne Soziologie“ einschlug (R-Nr.25-51). Die Besprechungen der „Steinzeit“ enden hier damit, dass das „Medienkonzept“ der Soziologie mit der Zeit (R-Nr.51) verknüpft oder integriert wird. Vorher zeigte Stark (R-Nr.45-50) bereits, dass die „moderne Soziologie“ in der Theorie auf die „Bejahung“ zurückzugreifen hat und in der Anwendung die „Verneinung“ nicht ignorieren darf. Dies alles lässt sich in der Soziologie mehr oder weniger lückenlos von ihrem Beginn an (R-Nr.5) demonstrieren oder zeigen.
Doch seien auch ein paar Worte zur Anordnung der Rezensionen hinzugefügt. Die sichere Möglichkeit ist bestimmt, eine alphabetische Ordnung vorzunehmen, weil dies ein Finden erleichtert. Eine Variation ergibt sich hier, wenn die Zahlen hinter der sicheren Ordnung berücksichtigt werden, weil so auch meiner Vorgehensweise gefolgt werden kann. Eine weitere Variante ist, individuell ganz andere Anordnungen vorzunehmen, so lassen sich z.B. zeitliche, räumliche o.a. Blöcke bilden, um ansprechende Schriften herauszufiltern.
Eine andere Kombination wiederum wird vom „Zurück und Vor“ geprägt, also die Reihenfolge vom Ältesten (R-Nr.14) zum Jüngsten (R-Nr.52) ist damit gemeint. Diese ist letztlich auch die wichtigste für die Soziologie. Also, das >Tao-Te-King< ist das Buch, das mit der ältesten Jahreszahl verknüpft werden kann. An ihm sei deshalb auch allegorisch gesagt, wie der Reigen der Besprechungen auch zu verstehen ist. Das Buch war die letzte vollendete Schrift von Lao Tse, d.h. es kann als Abendröte begriffen werden, obwohl es später auf viele Personen wie eine Morgendämmerung wirkte. Tatsächlich war das Buch aber eine helle Quelle oder ein Mittag für nicht wenige Menschen. Für einige Individuen, die es nicht gelesen haben, blieb es allerdings dunkel, es war mehr oder weniger Mitternacht für sie. Ich habe mir bei den Rezensionen gedacht, dass es weder der Weisheit und Gerechtigkeit noch der Wahrheit und Freiheit schaden kann, wenn manche Quellen zur Kenntnis genommen werden können. Eventuell ist dies sogar für Gleichheit und Brüderlichkeit nicht unwesentlich.
Da bleibt vielleicht für den einen oder anderen bzw. für die eine oder andere die Frage, ob es sich denn nicht lohnt, noch andere „Große Soziologen“ oder Autoren bzw. Autorinnen aufzunehmen. Sicherlich ist dies von Nutzen, aber bei einer vorab beschränkten Anzahl von 52 Rezensionen wird es wohl keiner Person gelingen, alle wichtigen Bücher mit dieser Einschränkung zu besprechen. Es sind zwar noch mehr Verweise in den Texten zu finden, die aber Rezensionen nicht ersetzen können. Ich kann hier nur hoffen, dass sich einmal mehr Personen dazu entschließen werden, sich einer solchen Arbeit zu stellen. Es belebt dies Theorie, Forschung, Lehre und Anwendung.
Aber noch etwas anderes sei gesagt. In der Soziologie gibt es keinen „Großen Soziologen“. Jenseits von Tönnies (R-Nr.5 bzw.37) hat man|frau es weder in der „klassischen Soziologie“ noch in der „akademischen Soziologie“ für nötig gehalten, auf die Gefahren des >Nietzsche-Kultus< hinzuweisen und insofern sind fast alle Opfer dieser Fälscherbande. Es kam, wie es kommen musste, nicht die „Konvergenz von Weber und Durkheim“ (Parsons 1937) ist Soziologie, sondern die „Integration von Tönnies und Durkheim“ (Stark) führt zum Fundament der Soziologie (R-Nr.49).
Erst 1984 ist somit ein Weg in die „moderne Soziologie“ geöffnet. Für die Philosophie springt das Ergebnis heraus, dass das Buch >Der Wille zur Macht< erstens eine Fälschung ist, und zweitens ist es nicht mehr so schwer, den Kreis enger zu ziehen, um zu klären, „wer und was“ das war. Ferner ist der Philosophie mit auf dem Weg gegeben, dass drei Werke von Rousseau [>Emile<, >Bekenntnisse< (R-Nr.8) und >Rousseau richtet über Jean-Jacques<] eine Einheit bilden. Weder war Rousseau nur wahnsinnig noch war Nietzsche nur nicht-wahnsinnig. Jedenfalls ist es so, dass weder keine Personen Soziologen noch alle Personen groß sind. Wenn eine Person zufälligerweise sowohl nicht zur Nicht-Soziologie als auch nicht zur Kleinheit gezählt wird, muss sie nicht unbedingt als „Großer Soziologe“ angesehen werden. „Dem sei, wie ihm wolle“, es gibt ohne Ferdinand Tönnies weder eine Soziologie noch eine „moderne Soziologie“. Zu den „empirischen Soziologien“ sei lediglich vermerkt, dass es nur vermeintlich ohne Durkheims Konstrukt des „sozialen Milieus“ (R-Nr.7) geht, denn Hellseherei ist weder Zweck noch Ziel der Soziologie.
Es gibt, so erzählt eine Geschichte, zwei Arten der Freunde der Weisheit: die eine Art lügt nie, die andere Art lügt immer. Trifft man|frau auf einen „Freund“, so sagt der oft schnell, dass er zur ersteren Art gehöre. Was nun? „Wieder nur Morgendämmerung“ oder doch ein wenig kritischer, gar konkreter Realismus „Zurück und Vor“?
Für die Soziologen/Soziologinnen ist die Soziologie schon eine bedeutende Wissenschaft. Es verblühte jedoch die „klassische Soziologie“ aufgrund von Unkenntnis, es scheiterte die „akademische Soziologie“ aufgrund von Einfältigkeit. Wenn da der Weg in die „moderne Soziologie“ nicht gesucht wird, verschwindet eben eine nicht ganz unbedeutende Wissenschaft. Erlernen, um es gesagt zu haben, lässt sich die Soziologie zur Zeit nicht mehr in einem akademischen Umfeld, weil aufgrund von Kultus, Lügen, Irrtümern, Fehlern usw. die Einsichten bezüglich einer „latenten Vielfalt“ verschüttet wurden. Die >Morgenröte< der „akademischen Soziologie“ wittert vielfach nur den Geruch für >Die fröhliche Wissenschaft<. Dies war und ist weder Mittel noch Zweck der Soziologie, für andere Dinge war sie es leider schon.
Die „klassische Soziologie“ zerbrach an den beiden Weltkriegen (1914 – 1918; 1939 – 1945), die „akademische Soziologie“ verweht mit der Ignoranz der Herzen (R-Nr.17). Die Akzeptanz dieser Tragödien kann einen Weg in die „moderne Soziologie“ eröffnen. Nicht das Auslachen, sondern das Verstehen des Weinens war die treibende Kraft für die Entwicklung der Soziologie. Möge das eine oder andere Buch der Besprechungen helfen, die Tränen zu empfinden und das Mitgefühl zu entfachen („feeling meaning“).
Die Soziologie wurde als Wissenschaft sowohl von Tönnies als auch von Durkheim nicht geschaffen, um Fehler gut zu heißen, bzw. um sie zu rechtfertigen. Mit ihrem Bezug zur Wahrheit und nicht nur zur statistischen Wahrscheinlichkeit, versucht sie vor allem, nicht jenseits vom individuellen Leben diesseits die sozialen Kräfte zu verstehen. Wird die Soziologie unredlich betrieben, verkommt sie zur „Theorie von Herrschaftsgebilden“, wie es bereits Nietzsche so treffend formulierte, bevor überhaupt die Soziologie entstand. Das freilich lag den einen fern (Tönnies, Durkheim), dem anderen nah (Weber). Womit einmal mehr darauf verwiesen ist, dass sowohl Yin (Tiefenstruktur) und Yang (Oberflächenstruktur) als auch alt (zurück) und jung (vor) nicht so unbedeutend für die Soziologie sein können. Nicht-Soziologien mögen es umgehen, aber sie erreichen weder Weisheit noch Wahrheit deshalb leichter. In der Philosophie, so habe ich mir gedacht, ist der Schaden klein, wenn angetippt wird, was „moderne Soziologie“ ist. Groß allerdings war der Schaden, als die „akademische Soziologie“ verkündete, was Philosophie ist. Spannend war demgegenüber zu lesen, wie die „klassische Soziologie“ die Verknüpfung von >Soziologie und Philosophie< (Durkheim 1976) anstrebte.
Weil es nicht ganz unbedeutend für die Redlichkeit ist, seien zwei Dichtungen und der Anfang einer Ballade angefügt:
„An der Brücke stand
jüngst ich in brauner Nacht.
Fernher kam Gesang:
Goldener Tropfen quolls
über die zitternde Fläche weg.
Gondeln, Lichter, Musik –
trunken schwamms in die Dämmrung hinaus ...
Meine Seele, ein Saitenspiel,
sang sich, unsichtbar berührt,
heimlich ein Gondellied dazu,
zitternd vor bunter Seligkeit.
– Hörte Jemand ihr zu? ... “
(Nietzsche; Kritische Studienausgabe, Bd. 6; 1999: 291).
„Die Ballade vom Armen Jakob
Bild: Zwei Chöre in Kampfstellung
Chorführer (treten zwischen die Kämpfenden und sagen):
Warum könnt ihr euch denn nicht vertragen?
Warum wollt ihr denn euch selber schlagen?
Das tut schließlich nur euch selber weh!
Statt euch miteinander zu verkrachen
sucht euch lieber einen Schwachen
und verdrescht ihn und verhaut ihn
und verprügelt ihn gemeinsam
mit Juchheiserassa und Juchhe!
Chor:
mit Juchheiserassa und Juchhe!
Sprecher:
Hört! Hört! Die wahre Geschichte von dem armen Jakob! ...“
(Elias [1939]; Los der Menschheit; 1988: 87 – 98)
„Sie sagen, dass wir die Heimat nicht lieben,
weil wir aus anderem Stamm und Blut.
Mir ist ihre Schönheit nicht fremd geblieben,
ich kenne den Zauber, der in ihr ruht.
Ich liebe die Berge voll Föhren und Fichten,
meiner glücklichen Kindheit stilles Revier,
ich liebe die Wiesen, die sie durchlichten,
ich liebe die Blumen, ich lieb das Getier.
Ich liebe die Täler von Strömen durchzogen,
der böhmischen Bauern friedvolle Welt,
die Weizenfelder, die sie durchwogen,
die keimenden Samen, das Stoppelfeld,
ich liebe die Städte voll emsigem Leben,
mit Marktplatz und Brunnen, mit Rathaus und Dom,
ich liebe die schönste, die uns gegeben,
die Mutter von allen, das nordische Rom.
Ich liebe, ich liebe ... Der Strom mag mich treiben
in ferne und fremde Lande hinaus,
mein Herz wird ewig in Böhmen bleiben,
hier ward ich geboren, hier bin ich zu Haus.
In langen Nächten, wenn ich schlaflos bin,
sucht mich der Kindheit Bild in wachem Traum.
Ich seh mein Vaterhaus am stillen Waldessaum,
fern ist es, fern! Und Trauer füllt den Sinn.
Dann ahn ich schauernd bang das herbe Weh –
so tief und rein, wie ich noch nie empfand –
der großen Sehnsucht nach dem Mutterland,
die mit mir wandern wird, wohin ich geh.
Und dennoch: meine Heimat ist die Welt!
Die fernste Ferne bleibt nicht stumm und kalt.
Rauscht nicht in Russland auch der Fichtenwald?
Keimt nicht in Kanada, wie hier, das Weizenfeld?
Des Höchsten Segen ruht auf jedem Land,
der ganze Erdball ist sein großes Reich.
Wo Du die Hände betend hebst, ist gleich,
Und wo Du bist, bist Du in Gottes Hand“
(Stark; Prag 1939)
Wenn man|frau weder verstehen kann noch darüber kommunizieren will, was sich im Zuge der sozialen Entwicklungen ereignet hat, verbleibt für einige, die Zukunft mit Zwang belegen zu müssen. Das „Kamel“ (Nietzsche), mit der Angst vor der unberechenbaren und unkalkulierbaren Morgendämmerung, hat schon verkündet, wie es auf den Morgen reagiert, nämlich mit der „schöpferischen Zerstörung“. Da steht es der Soziologie gut zu Gesicht, wenn sie weder die positiven Symbole noch die negativen Symbole vergisst, um nicht wieder wie damals eliminiert zu werden. Damals (1932) sprach Tönnies: >Sie wissen nicht, was sie tun<. Er musste – nicht wie Lao Tse – gehen.
Es ist erstens an der Zeit, Tönnies zurückzuholen, und zweitens kann ich nur empfehlen, es nicht so zu machen, wie es in der „akademischen Soziologie“ gewöhnlich gemacht wird. Jeder ernsthaft interessierten Person an Philosophie und Soziologie sei mit den Rezensionen angeboten, die Originalliteratur selbst zu studieren. Es ist dies keine Unmöglichkeit.
Das gute Ergebnis der Besprechungen ist, dass dafür das Gesamtwerk von Platon herangezogen werden kann. Die traurigste Wahrheit wurde, dass selbst Durkheim nur in etwa kurz vor seinem Tode ahnte, dass er irgendetwas bei Rousseau übersehen hatte. Die „Integration“ lässt sich, wie es Stark formulierte, besser mittels konzentrischer Kreise fassen, und die >Bekenntnisse< befinden sich in der Mitte von Rousseaus drei besonderen Werken (siehe oben).
Es gibt Schriften, die man|frau schmökert. Mit den Rezensionen habe ich mich bemüht, Texte auszuwählen, die, wenn sie ergriffen werden, zum Nachdenken anregen könnten. Selbst wenn es nur eine Person gäbe, die aufgrund meiner Auswahl plötzlich ein Buch interessant findet und es dann liest, ist schon gesichert, dass meine Arbeit nicht umsonst war. Einerseits weiß ich, dass es mehr als eine Person gibt, die hier etwas gefunden hat. Andererseits bin ich so vermessen zu behaupten, dass ohne Verweise auf die von mir angegeben Bücher (R-Nr.1-51) davon ausgegangen werden kann, dass ein Autor/eine Autorin heute nicht verstanden hat, was soziologische Theorie ist.
Im Klartext und ganz langsam: Werden die von mir erfassten Schriften unter der Überschrift >Hauptwerke der modernen Soziologie< in den Literaturangaben aufgefunden, dann ist sicher, dass eine soziologische Theorie angestrebt wurde. Fehlen irgendwelche Werke, dann sollte vor allem das Etikett „Großer Soziologe“ nicht benutzt werden. Wenn man|frau genau hinschaut, wird das Etikett gar weder an Tönnies noch an Durkheim verliehen werden können. In der „modernen Soziologie“ wird diese Etikettierung ohnehin obsolet, weil davon auszugehen ist, dass ihre Agenten/Agentinnen die soziologischen Grundlagen verstanden haben.
Lange Rede, kurzer Sinn: Soziologie ist zur Zeit nicht an Hochschulen gewöhnlich zu erlernen, sondern nur bei philosophers-today zu studieren. So sei denn selbst Adorno noch konstruktiv gewendet: „Weder wahr noch bloß unwahr ist [die „akademische Soziologie“]“, also sowohl Böses als auch Gutes lässt sich mit einigen Anstrengungen finden. Aber mindestens mehr als 52 Mal sollten Schriften auch ganz gelesen sein, bevor ein normal Sterblicher verkündet, was er gewöhnlich will, weil er etwas tun muss, was er nicht kann.
Norbert Zander, Meerbusch August 2004
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